Das perfekte Gravelbike fürs Bikepacking: Worauf du vor dem Kauf achten solltest

Wer sich heute ein Gravelbike kaufen möchte, steht vor einer kaum überschaubaren Auswahl. Modelle, Materialien, Geometrien, Marketingbegriffe. Alles klingt vielversprechend, aber was davon ist für dich wirklich relevant? Und vor allem: Wie findest du das Gravelbike, das zu deinem Fahrstil passt, egal ob du sportlich unterwegs bist oder längere Bikepacking-Touren planst?

Den Einsatzzweck verstehen

Bevor du überhaupt darüber nachdenkst, welche Marke oder Ausstattung es sein soll, musst du dir klar machen, wie du fahren möchtest. Es gibt sportliche Gravelbikes mit straffer Geometrie und geringem Gewicht, die an Rennräder erinnern und auf Geschwindigkeit ausgelegt sind. Sie sind ideal, intensive Runden oder ausgedehnte Tagesausfahrten fährst.

Wenn du hingegen längere Touren planst, vielleicht mit Taschen oder sogar Zelt, brauchst du ein Rad, das stabil läuft und komfortabel bleibt, auch nach vielen Stunden oder gar Wochen. Dafür ist eine ruhigere “Endurance” Geometrie besser.

Die passende Größe finden

Die Geometrie ist das Herzstück jedes Fahrrads. Sie entscheidet über Komfort, Kontrolle und letztlich über die Freude am Fahren. Die meisten Fahrer wählen unbewusst eine zu große Rahmengröße, weil das Rad dadurch auf den ersten Blick „erwachsener“ wirkt. In der Praxis führt das zu Problemen: eine zu gestreckte Haltung, überlastete Schultern und Kniebeschwerden.

Ein zu langer Reach oder ein zu niedriges Steuerrohr zwingen dich in eine unnatürliche Position. Besonders auf langen Touren macht sich das bemerkbar. Wer zwischen zwei Größen schwankt, sollte in den meisten Fällen die kleinere wählen. Das Handling ist agiler, die Sitzposition entspannter, und Anpassungen über Vorbau oder Sattel sind leichter möglich.

Das richtige Rahmenmaterial

Rahmenmaterial ist keine Glaubensfrage, sondern eine des Einsatzzwecks. Aluminium ist günstig und verzeiht auch mal einen Sturz. Es ist ideal für Einsteiger und Pendler. Carbon ist leichter und steifer, aber auch viel empfindlicher. Es spielt seine Stärken vor allem bei sportlicher Fahrweise auf der Straße aus, wo jedes Gramm zählt. Stahl ist der Klassiker fürs Bikepacking: nicht unbedingt viel schwerer, aber komfortabel durch eine weichere Dämpfung, langlebig und reparierbar. Titan oder Edelstahl sind schließlich ist das Nonplusultra. Beide sind nahezu gleich leicht, komfortabel, unverwüstlich aber auch teuer. Edelstahl ist steifer als normaler Stahl, dämpft aber geringfügig besser als Titan und ist dadurch komfortabler. Es lässt sich zudem leichter reparieren. Titan ist wiederum steifer als Edelstahl und etwas besser für den Race Einsatz geeignet, wobei es nicht ganz so steif und leicht ist wie Carbon.

Wenn du viel unterwegs bist und dich auf das Rad verlassen musst, reicht das günstige Alu oft aus, aber Stahl ist meist die praktischere Wahl. Carbon lohnt sich, wenn du eher sportliche Runden ohne Gepäck drehst.

Schaltung und Übersetzung richtig wählen

Die beste Schaltgruppe nützt wenig, wenn die Übersetzung nicht zu dir passt. Viele Gravelbikes werden mit viel zu großen Kettenblättern ausgeliefert, oft mit 40 Zähnen oder mehr vorne. Das mag auf flachen Strecken funktionieren, wird aber schnell zur Qual, sobald es bergauf geht oder du Gepäck dabeihast.

Für den Allround-Einsatz sind 1x-Antriebe mit 38 oder 36 Zähnen vorne in Kombination mit einer großen Kassette hinten oft ideal. Sie bieten genügend Bandbreite für Anstiege, sind einfach zu bedienen und wartungsarm. Wer es sportlicher mag, profitiert von 2-fach Systemen mit feiner abgestuften Gängen.

Wenn du wissen willst, welche Übersetzung für dich am besten funktioniert, kannst du meinen Ritzelrechner nutzen. Das Tool hilft dir, die passende Kombination aus Kettenblatt und Kassette zu finden, abgestimmt auf dein Terrain, deinen Fahrstil und dein Leistungsniveau.

Die Kurbellänge - ein unterschätzter Faktor

Kaum jemand achtet beim Kauf auf die Kurbellänge, obwohl sie für Komfort und Gesundheit entscheidend ist. Viele Hersteller statten ihre Gravelbikes standardmäßig mit 172,5mm langen Kurbeln aus. Für viele Fahrer ist das schlicht zu lang. Die Folge sind übermäßige Kniebeugungen, ungünstige Gelenkwinkel und mit der Zeit Schmerzen oder Reizungen.

Hier setzt mein Ritzelrechner mit einem echten Mehrwert an. Das Tool berechnet nicht nur Übersetzungen, sondern empfiehlt auch die passende Kurbellänge anhand deiner Innenbeinlänge. Damit kannst du schon vor dem Kauf prüfen, ob das Rad zu dir passt oder ob du besser eine kürzere Kurbel wählst. Es ist ein einfacher, aber entscheidender Schritt ohne teures Bikefitting, direkt online.

Komponenten und kleine Details mit großer Wirkung

Viele unterschätzen den Einfluss von Laufrädern. Gute Naben und stabile Felgen sind auf langen Touren Gold wert. Viele billige Felgen kommen mit Lagern daher die sich beim Defekt nicht austauschen lassen. Ein hochwertiger Laufradsatz macht aus einem mittelmäßigen Rad oft ein großartiges und bietet auf Touren darüber hinaus riesige Vorteile bei der Wartung. Abgesehen von Rahmen und Schaltung entscheiden oft Kleinigkeiten darüber, ob ein Gravelbike wirklich zu dir passt. Achte auf Reifenfreiheit, mindestens 45 Millimeter sind empfehlenswert, besser etwas mehr. Bremsen sollten hydraulisch sein, weil sie besser dosierbar und wartungsärmer sind. Auch der Lenker verdient Aufmerksamkeit: ein leichter Flare (nach außen gebogen) sorgt für mehr Kontrolle im Gelände. Aber auch die verbaute Lenkerbreite hängt vom Einsatzzweck ab:

Für maximalen Komfort sollte die Lenkerbreite der Schulterbreite entsprechen, wobei man die Schulter nicht von außen, sondern von der Gelenkmitte (Acromion) misst. Das ist ganz grob dem Abstand von Achsel zu Achsel. Bei vielen kleineren Frauen entspricht dies einem 36cm breiten Lenker, Viele Männer benötigen einen 38 bis 40 cm breiten Lenker. Aber alles über 42 cm ist eher selten.

Für eine gute Kontrolle im Gelände ist jedoch ein breiterer Lenker viel sinnvoller, um Kontrolle über das Bike zu behalten. Daher werden manche offroad-lastigen Gravelbikes auch mit 46 cm breiten Lenkern ausgeliefert. Fährst du viel Langstrecke ist ein schmaler Lenker auch nach viele Stunden wesentlich komfortabler, bist du eher auf Trails unterwegs profitierst du hingegen von einem breiteren Lenker. Und für den Allround-Einsatz würde ich einfach etwas dazwischen empfehlen.

Marken, Budget und Qualität

Ein gutes Gravelbike muss kein Vermögen kosten. Zwischen 2.000 und 3.000 Euro findest du Modelle, die für die meisten Einsatzzwecke mehr als ausreichen. Marken wie Canyon, Rose, Focus, Cannondale oder Specialized und M83 bieten solide Qualität und ausgewogene Geometrien.

Ab etwa 5.000 Euro beginnt die Oberklasse mit elektronischen Schaltungen und Laufrädern unter 1.200 Gramm. Diese Räder sind sinnvoll, wenn du viel fährst, lange Distanzen planst oder einfach das Beste willst. Doch entscheidend bleibt die Passform. Ein günstigeres Rad, das perfekt zu dir passt, ist immer die bessere Wahl als ein teures, das dich überfordert.

Das richtige Gravelbike für dich

Ein Gravelbike-Kauf ist keine Entscheidung zwischen Marken, sondern zwischen Bedürfnissen. Überlege dir ehrlich, wie und wo du fahren willst. Achte auf Geometrie, Übersetzung, Kurbellänge und Rahmenmaterial und vor allem darauf, dass das Rad zu deinem Körper passt. Wenn du dir dabei helfen lassen willst, nutze den Ritzelrechner. Er zeigt dir nicht nur, welche Übersetzung und Schaltgruppe für dich optimal sind, sondern auch, welche Kurbellänge zu deiner Innenbeinlänge passt. Damit vermeidest du Fehlkäufe.

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