Die besten Winterreifen mit Spikes fürs Gravelbike
Der Winter ist für viele Radfahrer die härteste Zeit des Jahres. Kälte, Schnee, gefrorene Wege und glatte Straßen machen jede Ausfahrt zur Rutschpartie. Wer trotzdem weiterfahren will, braucht mehr als nur ein gutes Fahrrad. Er braucht den richtigen Reifen. Spikereifen sind die Lösung, wenn man im Winter sicher unterwegs sein möchte, ohne bei jedem vereisten Abschnitt den Lenker zu verkrampfen. In den letzten Jahren habe ich verschiedene Modelle getestet, um herauszufinden, welche Reifen für Gravelbikes im Winter wirklich funktionieren. In diesem Artikel geht es um drei Modelle, die in Sachen Sicherheit, Haltbarkeit und Fahrgefühl ganz vorne liegen.
Warum Spikereifen für Gravelbikes so wichtig sind
Drei Spikereifen für Gravelbikes im Vergleich: Links der 45NRTH Gravdal, in der Mitte der Schwalbe Marathon Winter Plus und rechts der Continental Contact Spike 240 – drei verschiedene Ansätze für mehr Grip und Sicherheit auf Eis und Schnee.
Sobald die Temperaturen sinken und sich auf dem Boden eine dünne Eisschicht bildet, verlieren selbst grobstollige Gravelreifen schnell den Halt. Hier kommen Spikereifen ins Spiel. Die kleinen Metallstifte beißen sich in die gefrorene Oberfläche und verhindern, dass das Rad wegrutscht. Auf vereisten Wegen oder gefrorenem Schotter geben sie ein Gefühl von Kontrolle, das man mit normalen Reifen nicht erreicht.
Ein weiterer Vorteil moderner Spikereifen ist, dass sie im Vergleich zu älteren Modellen deutlich leiser und laufruhiger geworden sind. Das typische Klackern der Spikes ist zwar noch etwas zu hören, aber längst nicht mehr störend wie bei früheren Modellen. Auf Asphalt rollen sie überraschend angenehm und auch längere Strecken lassen sich problemlos fahren. Zudem ist die Haltbarkeit beachtlich. Durch das gehärtete Wolframcarbid überstehen die Reifen problemlos mehrere Winter, selbst bei häufigem Einsatz auf gemischtem Untergrund.
Die Auswahl für Gravelbikes bleibt klein
Während Mountainbiker auf ein breites Angebot an Spikereifen zurückgreifen können, ist die Auswahl für Gravelbikes noch immer sehr begrenzt. Das liegt vor allem an der geringeren Reifenfreiheit vieler Gravel-Rahmen. Mountainbike-Winterreifen wie der Schwalbe Ice Spiker Pro sind schlicht zu breit und würden sich im Gravelrahmen sofort mit Schnee zusetzen. Hinzu kommt, dass Gravelbikes meist weniger Platz zwischen Reifen und Gabel bieten. Wer also im Winter sicher fahren möchte, sollte lieber einen etwas schmaleren Reifen wählen als im Sommer. Ich empfehle, rund fünf Millimeter unter der maximalen Reifenbreite des Rahmens zu bleiben. So bleibt genug Raum, damit sich Schnee und Matsch nicht festsetzen.
Ein weiteres Problem ist die Tubeless-Fähigkeit. Nur sehr wenige Spikereifen lassen sich schlauchlos fahren. Dabei wäre genau das für viele ideal, da Tubeless-Systeme weniger pannenanfällig sind und sich mit niedrigerem Reifendruck sicherer fahren lassen. Die Kombination aus schmalem Reifen, Spikes und Tubeless-Kompatibilität ist derzeit jedoch noch eine echte Rarität.
Der Vergleich: Drei Spikereifen im Test
Für meinen Test habe ich drei Reifen ausgewählt, die für Gravelbikes realistisch einsetzbar sind. Alle drei bieten gute Traktion auf winterlichen Wegen, unterscheiden sich aber deutlich in Fahrgefühl, Gewicht, Preis und Rollverhalten.
Continental Contact Spike 240 Winter | 42-622
Der Continental Contact Spike 240 ist für knapp 45€ erhältlich und ein echter Allrounder für den Winter. Er wiegt 870 Gramm und der gemessene Rollwiderstand beträgt 30 Watt und damit ist er spürbar leichtfüßiger als man erwartet. Der Reifen vermittelt ein sehr ausgewogenes Fahrgefühl und zeigt besonders auf vereisten Straßen eine stabile Haftung. Auch bei Nässe fühlt er sich sicher an. Die breite ist mit 42 mm angegeben, kann aber ja nach Felge auch 1-2 mm schmaler ausfallen.
Auf Asphalt läuft er überraschend ruhig. Das Abrollgeräusch ist zwar wahrnehmbar, aber keineswegs störend. Besonders positiv ist, dass er beim Übergang von Asphalt zu gefrorenem Schotter kaum an Laufruhe verliert. Der Grip auf glatten Flächen ist sehr gut, im Schnee dagegen etwas weniger ausgeprägt. Dafür überzeugt der Reifen mit einer robusten Bauweise und gutem Pannenschutz.
Insgesamt ist der Contact Spike 240 ein hervorragender Reifen für alle, die regelmäßig im Winter fahren, aber keinen reinen Eisspezialisten suchen. Wer auf Tubeless verzichten kann und einen bezahlbaren, vielseitigen Reifen will, findet hier die beste Option.
Schwalbe Marathon Winter Plus 240 | 42-622
Der Schwalbe Marathon Winter Plus ist der Klassiker unter den Spikereifen, mit 40€ aktuell auch der Günstigste und bekannt für seine enorme Robustheit. Er wiegt stolze 970 Gramm ist 42 mm breit und hat mit 32 Watt einen minimal höheren Rollwiderstand als der Conti. In der Praxis ist der Unterschied auf Asphalt kaum spürbar. Dafür liefert der Marathon Winter Plus das beste Sicherheitsgefühl. Und der Komfort? Naja… Das ist bekanntermaßen generell keine Stärke von den Marathon Plus Modellen. Auch dieser Reifen bildet hier keine Ausnahme und vermittelt eher einen brettharten Eindruck. Dennoch, der Grund warum man sich für Spikereifen entscheidet ist nicht weil man ein performantes Fahrgefühl sucht, sondern weil man Sicherheit und Grip auf vereisten oder glatten Straßen benötigt. Und genau hier liefert der Reifen ab!
Auf vereistem Asphalt rollt er gut, klebt förmlich am Boden und vermittelt eine beeindruckende Kontrolle in Kurven. Auf nasser Straße ist sein Grip hervorragend und selbst bei leichtem Schneematsch bleibt das Rad stabil. Nur bei tieferem Schnee merkt man, dass er etwas schwerfälliger wird und auch auf gefrorenen Schotterwegen wirkt er etwas zu unflexibel. Dafür ist der Pannenschutz überragend. Das bekannte SmartGuard-System sorgt dafür, dass Glasscherben, Splitt oder eingefrorene Steine keine Chance haben. Wenn man schon auf Tubeless verzichten muss, ist das vermutlich der besten Kompromiss. Denn bei starken Minusgraden hat vermutlich keiner Lust aufs Flicken.
Im Alltagseinsatz zeigt der Schwalbe seine Stärken auf ganzer Linie. Wer längere Touren auf Asphalt oder gut ausgebauten Radwegen plant, bekommt mit dem Marathon Winter Plus das beste Gesamtpaket aus Preis, Haltbarkeit und Grip.
45NRTH Gravdal | 45-622
Der 45NRTH Gravdal ist die High-End-Lösung unter den getesteten Reifen. Kostenpunkt 105€ pro Reifen. Er ist mit 895 Gramm trotz breiterer Bauform (45 bis 47 mm) etwas leichter als der Schwalbe, aber hat mit 27 Watt den geringsten Rollwiderstand. Damit läuft er auf Asphalt spürbar leichter, gleichmäßig und fühlt sich auch auf unebenen Wegen erstaunlich komfortabel an. Als einziger Winterreifen ist er Tubelessfähig. Die Pannensicherheit ist top, aber am Ende macht die Wahl der Dichtmilch den entscheidenden Unterschied.
Im Einsatz auf Eis überzeugt der Gravdal mit einem präzisen, berechenbaren Fahrverhalten. Der Grip ist ausgezeichnet, sowohl beim Geradeausfahren als auch in Kurven. Auf festgefahrenem Schnee bleibt er stabil, und auch bei leichtem Neuschnee behält er seine Spurtreue. Der Übergang auf nasse Straßen gelingt ohne Rutschen, was den Reifen zu einem echten Allroundtalent im Winter macht.
Der Gravdal ist teuer, aber er rechtfertigt seinen Preis durch seine technische Qualität und Vielseitigkeit. Wer auf Tubeless setzen möchte und ein Gravelbike mit genügend Reifenfreiheit hat, bekommt hier das derzeit wohl beste Spikereifenmodell überhaupt. Für ambitionierte Fahrer, die auch im Winter sportlich unterwegs sein wollen und Wert auf eine gute Dämpfung legen ist er die erste Wahl.
Fazit: Drei starke Reifen – und zwei klare Empfehlungen
Alle drei Reifen sind überzeugende Winterlösungen, aber sie bedienen leicht unterschiedliche Bedürfnisse. Der Continental Contact Spike 240 bietet ein sehr gutes Gleichgewicht aus Grip, Gewicht und Rollverhalten. Er ist ideal für Fahrer, die viel auf Asphalt und leicht vereisten Wegen unterwegs sind.
Der Schwalbe Marathon Winter Plus ist aus meiner Sicht der Preis-Leistungs-Sieger. Der Rollwiderstand ist kaum höher als beim Continental, dafür bietet er noch besseren Grip auf Eis und nasser Straße sowie den besten Pannenschutz. Für den alltäglichen Wintereinsatz auf asphaltierten Wegen ist das der Reifen, dem ich persönlich am meisten vertraue.
Der 45NRTH Gravdal schließlich ist der Premiumreifen. Er rollt am leichtesten, bietet hervorragenden Grip und guten Komfort auf Eis und Schnee und lässt sich tubeless fahren. Der hohe Preis macht ihn zu einer Investition, die sich vor allem für Vielfahrer und Enthusiasten lohnt. Wenn Geld keine Rolle spielt, ist der Gravdal die beste Wahl, die man derzeit für ein Gravelbike im Winter treffen kann.
Wer also auch in der kalten Jahreszeit nicht aufs Graveln verzichten will, findet in diesen drei Reifen sichere und bewährte Begleiter. Mit dem passenden Spikereifen wird der Winter zur Verlängerung der Saison statt zur Pause. Und das Gefühl, auf vereister Straße sicher zu fahren, ist jede Investition wert.
Und wenn der Winter vorbei ist?
Sobald die Temperaturen steigen und der Schnee verschwindet, lohnt es sich, den Spikereifen gegen etwas Leichteres zu tauschen. Doch welcher Reifen passt am besten zu deinem Fahrstil, deinem Bike und deinen Strecken? Genau dafür gibt es meinen Reifen Finder. Das Tool hilft dir, aus über 400 Modellen den perfekten Gravelreifen zu finden – egal ob für Schotter, Asphalt oder Abenteuer abseits der Straße.
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